Nach den ersten beiden - eher moderaten - Stücken kommt mit “Identity Thief” das erste Highlight, das als Quintett eingespielt wurde. Freie wilde Sax- und Drum-Improvisationen bilden das Grundgerüst für eine wilde Hetz-Jagd. Aber irgendwie fehlt mir schon bei diesem Stück das Rauhe, das Ungehobelte, das den Joshua in frühen Jahren auszeichnete. Die drei Musiker bieten technische Extra- Raffinessen - aber man geht auf Nummer sicher.
Nach weiteren seelenlosen balladesken Momenten wird’s dann in “Un Peu fou” doch noch swingig-groovy - und zum ersten Male habe ich als Zuhörer auch das Gefühl, dass JOSHUA und seine Mitstreiter über den Status “Hier ist die Grenze” hinausgehen. Aber die drei Experten denken wohl in anderen Sphären und so muss sich der Konsument mit diesen wenigen stimmigen Momenten zufrieden gebt.
Der “March” ist ebenfalls ein Beispiel, dass Klasse und Feeling miteinander vereinbar sind. Denn sobald die Spielereien ins Experimentelle gehen, wird es richtig spassig. In diesem Fall aber leider nur eine knapp 3minütige Freude meinerseits. Doch als ob sie sich an meinen Worten orientieren, kommt mit “Round Reuben” einer der schönsten Beiträge seines bisher dreizehnten Albums (Live- Platten eingeschlossen):
“Jetzt spielen wir Versteck.” spricht das Saxophone. Die Instrumente laufen fröhlich fort, suchen ein geheimes Eckchen, in dem sie sich verbergen können. Den Bassisten hat’s getroffen. Er muss sich auf die Suche machen (Bass Solo), Drums und Sax gucken vorsichtig aus ihrem Versteck heraus (sparsame eingestreute Fills und Licks, während REUBEN ROGERS weiter wütet). Nach rund 3 Minuten treffen sich dann alle wieder in einem wilden Zwiegespräch und alles redet durcheinander (freie Improvisation), fast ufert es aus - jeder möchte erklären, wie das Spiel in der zweiten Runde ab zu laufen hat.
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